Gloomy Eyes

Gloomy Eyes fällt sofort ins Auge: das Spiel sieht aus, als hätte ein Gothic-Kinderbuch Flügel bekommen. Wer auf stimmungsvolle Adventure- und Indie-Titel steht, wird hier wegen des einzigartigen Artworks und des ungewöhnlichen 'Self-Co-op'-Prinzips hängenbleiben.

Du steuerst Gloomy, einen zuckersüßen Zombie-Jungen, und Nena, ein freches Menschenmädchen, und wechselst ständig zwischen beiden, um Umgebungsrätsel in drehbaren, handgefertigten Dioramen zu lösen. Jede Figur hat eigene Fähigkeiten und Eigenheiten — das erzeugt dieses kleine Gefühl von 'ich bin gleichzeitig Team-Player und Solo-Held'. Die Level sind Miniaturwelten, die man von mehreren Blickwinkeln erkunden kann; genau hinschauen lohnt sich, denn die Entwickler haben überall liebevolle Details und kleine Gags versteckt. Gameplay ist eher ruhig und rätselorientiert; Actionsucher werden hier nicht glücklich. Es gibt keine Jump-Scares oder Gore, stattdessen eine melancholische, fast märchenhafte Inszenierung, die stark an Tim Burton erinnert. Der Soundtrack und die Erzählerstimme unterstützen die düstere, aber warme Stimmung hervorragend. Technisch läuft das vorgelegte PC-Release stabil, die Steuerung beim Charakterwechsel ist größtenteils sauber — manchmal jedoch etwas frickelig bei engen Timing-Rätseln. Leider wiederholen sich manche Mechaniken über die Kapitel hinweg, was dem frischen ersten Eindruck später etwas die Spitzen nimmt. Trotzdem macht das Stöbern in jeder Szene Spaß und motiviert zum erneuten Drehen der Kamera, um neue Details zu finden.

Gloomy Eyes ist ein liebevoll gestaltetes, melancholisches Puzzle-Abenteuer mit einem ungewöhnlichen Self‑Coop-Herz — atmosphärisch nahezu perfekt, spielerisch ein wenig beharrlich. Für Fans von Kunst‑voller Indie‑Narration definitiv einen Blick wert.