Hold Me Tight All Night, Onii-chan!

Ich hatte bei Release eher aus Neugier reingeschaut — der Titel macht sofort klar, worum es geht: abendliche Kuschel-Rituale mit den Schwestern. Wenn du auf storygetriebene, slice-of-life Visual Novels mit vielen CGs stehst, liefert Tinkle Position genau das, aber die Grundidee kann polarisieren.

Das Spiel ist eine klassische Visual Novel: du liest, triffst Entscheidungen und erlebst verschiedene Routen der einzelnen Schwestern. Der Fokus liegt klar auf Charakterdialogen, Stimmungswechseln und hübschen Illustrationen — Gameplay-Mechaniken über Entscheidungsbäume hinaus gibt es nicht. Besonders schön sind die handgezeichnet wirkenden CGs und die liebevollen Sprites, die den Figuren Persönlichkeit geben. Die Texte sind locker geschrieben, mit reichlich Slice-of-Life-Humor und kleineren, rührenden Momenten, die gut sitzen. Technisch läuft das Ganze solide auf Windows (keine Mac- oder Linux-Version zum Release). Wer auf komplexe Systeme wartet, wird enttäuscht — das hier ist eher ein gemütlicher, narrativer Kurztrip. Die Spielzeit pro Route ist überschaubar; es lädt also zu mehreren Durchläufen ein, wenn man alle Enden sehen möchte. Soundtrack und Soundeffekte bleiben dezent, unterstützen die ruhige Atmosphäre, ohne groß aufzutrumpfen. Insgesamt fühlt sich das Ganze wie ein Fokus auf Charakterstudien an, weniger wie ein Gameplay-Erlebnis.

Hold Me Tight All Night, Onii-chan! ist ein hübsch gezeichnetes, gemütliches Visual Novel mit sympathischen Figuren — aber die Ausgangsidee ist nicht jedermanns Sache. Für Fans von charmanten, kurzweiligen Charaktergeschichten okay; wer Wert auf tiefere Narrative oder neutralere Prämissen legt, sollte vorher überlegen.