
by Zeitglas • 6. November 2025
Ich habe mich als zwielichtiger Journalist in die Castle Woods Sanatorium getraut: ein stimmungsvolles Card-Driven-Sim, das moralische Entscheidungen mit Puzzles kombiniert — charmant, gruselig und manchmal unangenehm ehrlich.
Das Setting allein verkauft schon die Atmosphäre: 1923, Staub auf den Möbeln und eine Anstalt, die mehr Geheimnisse als Patienten beherbergt. Wenn du Papers, Please mit Cultist Simulator kreuzst und dann noch ein bisschen Mystery drauflegst, bekommst du ungefähr Sanatorium — ein Spiel, das durch seine Prämisse neugierig macht und manchmal ein mulmiges Gefühl hinterlässt.

Du spielst einen verschuldeten Journalisten, der als Arzt in die Castle Woods Sanatorium schlüpft — zumindest äußerlich. Jede Woche bringt neue Patientenakten, die sich wie kleine Puzzles aus Karten entfalten: Symptome, Tests und Behandlungen sind Karten, die du aufdeckst, kombinierst und gegeneinander abwägst. Das Kerngefühl ist ein ständiges Abwägen zwischen ‚regelkonform‘ und ‚experimentell‘: Willst du humane Methoden fördern oder lieber dein eigenes Wohl schützen? Die Kartenmechanik ist gut durchdacht; aus über 100 Karten entstehen überraschend viele Kombinationen und Fehlerquellen. Besonders gelungen ist die Art, wie Informationen nur stückchenweise preisgegeben werden — oft fühlt man sich wie ein Ermittler, der mit Handschuhen und zu wenig Licht arbeitet. Die Entscheidungen sind nicht nur kosmetisch: Sie verzweigen die Handlung und führen zu mehreren Enden. Atmosphäre und Sound-Design tragen viel zur Stimmung bei; die 1920er-Ästhetik, die Dokumente und Dialoge schaffen konstanten Druck. Manche Wochen wiederholen ähnliche Abläufe, was das Tempo stellenweise etwas zäh macht, aber die dramaturgischen Enthüllungen am Ende einer Kampagne belohnen Geduld. Wichtig: Das Spiel thematisiert historische psychiatrische Praktiken und ist gelegentlich bewusst unbequem — das ist Absicht, will aber mit Fingerspitzengefühl gespielt werden.

Sanatorium ist kein leichter Zeitvertreib, sondern eine erzählerisch gut verpackte, oft beklemmende Simulation mit cleveren Kartenmechaniken — stellenweise etwas zäh, aber insgesamt lohnenswert.








Spieler loben vor allem die originelle Kartenspiel-Mechanik und die dichte, unheimliche Stimmung; viele finden die moralischen Entscheidungen spannend und die Story belohnend. Kritisiert wird gelegentliches Repetitive im Wochenablauf sowie der recht langsame Erzählrhythmus. Wenn dir narrative Sims mit Entscheidungen wie Papers, Please oder Cultist Simulator gefallen, wirst du hier ebenfalls viel finden, besonders wenn du ein Faible für düstere Mystery-Stories hast.