by Microids Studio Lyon • 25. September 2025
Auf einer stilvoll inszenierten Nil-Kreuzfahrt kollidieren zwei Ermittlungen in einem neuen Agatha-Christie-Abenteuer. Tolle Rätsel, eine erweiterte Story nach dem Buch und ein charmantes 70er-Setting — mit ein paar Stolpersteinen bei Lokalisierung und Tempo.
Ich mag Krimis, die mehr Gehirnschmalz als Action verlangen — und Death on the Nile liefert genau das. Microids Studio Lyon spinnt Christies Welt weiter, mischt klassische Deduktion mit einem bunten 1970er-Setting und setzt zwei Protagonisten ein, deren Wege dramatisch zusammenlaufen.
Das Kernspiel ist ein narrative-first Adventure mit starkem Fokus auf Dialoge, Beobachtung und Rätsel. Du spielst abwechselnd Hercule Poirot und die Privatdetektivin Jane Royce, sammelst Hinweise, vervollständigst Charakterprofile und verknüpfst Fakten in einer erweiterten Mindmap. Die Confrontation-System-Mechanik erlaubt es, Aussagen mit Beweisen zu konfrontieren — das erzeugt schön nervige „Aha!“-Momente, wenn du eine Lüge entlarvst. Die Story setzt nach dem bekannten Buch an und führt dich von London über Majorca bis zur Nil-Kreuzfahrt und Abu Simbel; das sorgt für Abwechslung in Schauplätzen und NPCs. Besonders gut gefällt mir, wie das 70er-Jahre-Flair (Disco, Mode, gesellschaftlicher Wandel) die Gespräche und Charaktere färbt — das ist mehr als nur Deko. Rätsel sind oft knifflig, aber fair; manche Gedankenverknüpfungen im Mindmap-Interface könnten allerdings intuitiver sein. Technisch läuft das Ganze auf Windows solide, die Inszenierung ist cineastisch, aber die deutsche Vertonung schwächelt stellenweise (mehr dazu unten). Fans von point-and-click und narrativen Deduction-Games werden viele vertraute Momente finden, ohne dass das Spiel sich wie bloße Nostalgie anfühlt.
Death on the Nile ist ein liebevoll gebautes Deduktions-Adventure, das mit guter Storyarbeit und smarten Spielmechaniken punktet — wenn auch nicht perfekt lokalisiert. Für Freunde intelligenter Krimis ein klarer Blick wert.
Spieler loben die kniffligen Rätsel und die neuen Gameplay-Features; viele finden, dass die Fortsetzung der Buchstory gelungen ist. Kritik gibt es vor allem an der deutschen Vertonung — der berühmte französische Akzent von Hercule Poirot fehlt oder wirkt abgeschwächt, was manchen Fans stört. Wer gerne gründlich ermittelt und Dialoge liest, wird seinen Spaß haben; wer schnelle Action sucht, eher nicht.