
by Paradox Tinto • 4. November 2025
Europa Universalis V ist ein gewaltiges Strategiespiel: tief, ambitioniert und randvoll mit Systemen — aber zum Release noch mit instabiler Performance, überschaubarer Übersetzung und einer steilen Lernkurve. Für Strategen ein Fest, für Gelegenheitsspieler vielleicht Geduldsspiel.
Europa Universalis V versucht das zu sein, worauf EU4 lange aufgebaut hat: eine noch tiefere, realistischere Weltgeschichte, in der jede Entscheidung große Wellen schlägt. Wer Paradox‑Spiele wie EU4, Victoria 3 oder CK3 mag, findet hier bekannte Zutaten in einem neuen, deutlich komplexeren Rezept — mit allen Risiken eines großen Releases.

Im Kern steuerst du über 500 Jahre Geschichte: hunderte Nationen, detaillierte Bevölkerungsgruppen, Religionen und Kulturen auf einer größeren, lebendigeren Karte. Diplomatie wurde verfeinert, Ökonomie und Handel sind granularer als je zuvor — Dutzende Güter, Straßenbau und Infrastruktur beeinflussen Nähe und Kontrolle. Militärisch beginnt man mit Levies und zieht über die Jahrhunderte zu stehenden Armeen, Kommandeure und Belagerungstechnik; Logistik und Befehlswege fühlen sich endlich relevant an. Estates, Fraktionen und Pop-Interessen zwingen dich zu Kompromissen, statt alles per „Mana“-System wegzudrücken. Neu sind Automationsoptionen, die das Mikro entlasten, aber nicht alles entscheiden — wer wirklich eintauchen will, kann jedes Rädchen selbst drehen. Die Premium Edition bringt drei regionale DLCs (Fate of the Phoenix, Across the Pillars, The Auld Alliance) plus kosmetische Sacred Sites, die dem Early-Game Flavor geben. Die UI erklärt vieles per Pop‑Ups und Tooltips, trotzdem braucht man Zeit: viele Spieler berichten von 50–200 Stunden bis zu einem komfortablen Verständnis. Multiplayer läuft grundsätzlich, und Modding/Patch‑Roadmap ist bei Paradox fast schon ein Versprechen. Ärgerlich sind zum Release noch Abstürze, Performance‑Einbrüche, teils winzige Schriftgrößen und holprige Lokalisierung — das trübt den Einstieg, ändert aber nichts an der grundlegenden Vision.

Europa Universalis V ist ein ungeschliffener, aber bereits jetzt verlockender Riesendiamant: grandiose Systeme und enorme Langzeitmotivation treffen auf typische Launch‑Probleme. Für Strategie‑Fans mit Durchhaltevermögen lohnt sich der Einstieg, Gelegenheitsspieler sollten gegebenenfalls ein paar Patches abwarten.














Die Community ist gespalten, aber optimistisch: Viele loben die Tiefe, die neue Simulation von Populationen und die Flut an Gameplay‑Optionen — für Veteranen ein Hochgenuss. Gleichzeitig klagen zahlreiche Nutzer über Abstürze, fehlerhafte Lokalisierungen, UI‑Probleme und das Gefühl, zum Day‑1‑Tester für einen „work in progress“ geworden zu sein. Einige empfehlen: kaufen, wenn du Paradox liebst und Geduld hast; andernfalls ein Jahr warten, bis Patches und DLC‑Politik das Erlebnis abrunden. Wenn dir EU4 oder Victoria 3 gefallen haben, wirst du hier vieles wiederfinden — nur größer und komplexer.